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Uwe GeyerDas allseits bekannte Three-Horses-Beer ist auf der vor der Südostküste Afrikas gelegenen Tropeninsel Madagaskar seit Jahrzehnten eindeutig Marktführer und wird es auch bleiben. Der Deutsche Uwe Geyer sorgt jedoch seit Jahresbeginn für geschmackliche Abwechslung und findet nicht nur in der rund 250 Personen umfassenden deutschen Kolonie dankbare Abnehmer für sein prickelndes Weizenbier. "Geyer-Bräu" heisst die neue Bierspezialität unter der heissen Tropensonne Afrikas.

Mit Bierbrauen hatte der 44-Jährige, der in Grötzingen-Aichtal bei Nürtingen geboren wurde und in Wolfschlugen aufwuchs, wo er auch heute noch viele familiäre und freundschaftliche Verbindungen hat, bisher beruflich eigentlich nichts am Hut. "Gegen ein kühles Bierchen habe ich nichts einzuwenden, doch mein Geschmack ist hier in Madagaskar nicht dabei." Spasseshalber und als Zeitvertreib wurde mit Freunden in der Vergangenheit des öfteren an Wochenenden im Stadtteil Ambohijanahary in der Hauptstadt Antananarivo in Kochtöpfen Bier gebraut. "Doch die zehn bis 15 Liter waren immer schnell weg." Da seine eigentliche geschäftliche Tätigkeit, das Schleifen und der Handel mit Mineralien und Edelsteinen, zu exportabhängig sei, "habe ich beschlossen, mir ein zweites Standbein zu schaffen und in Madagaskar einen schwäbischen Kleinbetrieb für den lokalen Markt zu gründen." Gesagt, getan!
Zwei Mal im Jahr fliegt der Schwabe mit seiner madagassischen Frau Saholy jeweils für einige Wochen nach Deutschland, um Geschäftskontakte zu pflegen. Im vergangenen Jahr hat er nun alle für eine Kleinbrauerei benötigten Utensilien erworben und in einem 20 Fuss-Container auf die Reise geschickt. "Weizen- und Pilsener Malz stammen aus Bamberg, die Hefe aus Weihenstephan, der Hopfen ebenfalls aus Deutschland. Die antike Malzmühle kaufte ich aus einer alten Gasthofbrauerei in Mössingen und die Kühlhäuser habe ich aus einer früheren Bäckerei in Tübingen..." Auch Flaschen mit Bügelverschluss und Weizenbiergläser sind nun auf der Gewürzinsel zu finden.

Im Januar 2004 wurde der erste Probelauf erfolgreich gestartet. Uwe Geyer schmunzelnd: "So viele Besucher wie in diesen Wochen hatte ich in den vergangenen zehn Jahren nicht." Das erforderliche theoretische Know-How hat sich Geyer bei erfahrenen deutschen Brauern angeeignet. Zudem war sein Freund Karl-Heinz Kessler aus Karlsruhe, der sich ebenfalls gut auskennt, drei Wochen bei ihm, um möglichen Kinderkrankheiten im schmucken madagassischen Brauhaus direkt zu begegnen. Dem deutschen Reinheitsgebot wird selbstverständlich auch in der Heimat von Pfeffer und Vanille peinlich genau Rechnung getragen. Beim regelmässigen "deutschen Stammtisch" des örtlichen Goethe-Zentrums kam das "Geyer-Bräu" natürlich sehr gut an. Für Geburtstage und weitere Festivitäten wurden gleich die ersten Fässer geordert. Hotels und Restaurants sollen nun ebenfalls beliefert werden. 350 Liter Bier können pro Tag gebraut werden. "Wenn das Geschäft in Schwung gekommen ist, dann wird in mehreren Schichten produziert," blickt Geyer, der 15 Arbeitsplätze geschaffen hat, mit einem Prosit zuversichtlich in die Zukunft.

Der 44-Jährige absolvierte nach der Schulzeit eine Lehre als Werkzeugmacher in Köngen, die ihm später noch viele wertvolle Dienste leisten soll. Während dieser Zeit wurde eisern gespart und mit der Freundin ein 6,5 Meter langes Segelboot erworben, mit dem die Crew bis zu seiner Einberufung zum Zivildienst in der Metallwerkstatt für Behinderte in Linsenhofen durchs Mittelmeer schipperte. Während des sozialen Dienstes kam Geyer erstmals auch mit Schleifmaschinen in Berührung. Vom Verkaufserlös des Bootes flog er dann nach Sri Lanka und war dort jeweils in der Winterzeit. "Ich handelte mit geschliffenen Steinen (Rubine, Saphire etc.) und arbeitete auch als Tauchlehrer." Als dort Ende der 80er Jahre ein Attentat verübt wurde, war es mangels Touristen mit der Tauchschule vorbei. "Ich habe auf der Landkarte gesucht, wo es noch Edelsteine gibt - und bin nach Madagaskar geflogen, wo ich seit 1990 wohne. Sri Lanka ist die Perle am Ohrläppchen Indiens und Madagaskar die Perle der vor der Südostküste Afrikas gelegenen Inselkette." Zunächst wurden Kristalle exportiert, "bis ich per Zufall Turmalinquerschnitte gesehen und mich darauf spezialisiert habe. Zeitweise hatte ich mit einigen Kollegen europaweit die schönsten Stücke im Angebot." Als im Städtchen Ilakaka der Saphirrausch ausbrach, gab es keine Turmalinrohware mehr. "Jeder, der ein Loch buddeln konnte, war vom Saphirfieber befallen." Jetzt werden mit Hilfe von Diamantsägen versteinertes Holz und Labradorite in Scheiben geschnitten und für den Export geschliffen. Daneben soll die eigene Brauerei schon bald Gewinn abwerfen...

Die Republik Madagaskar ist nach Indonesien der zweitgrößte Inselstaat der Welt mit 587.295 Quadratkilometern. Die Einwohnerzahl beträgt 22 Mio. 1960 wurde Madagaskar von Frankreich unabhängig. Three Horses Beer (THB) seit 1958 ist überall zu kaufen. Gebraut wird das Bier von der Star-Brauerei.

New Brasserie de Madagascar (NBM)

Diese neue Brauerei eröffnete 2011. Finanziert wurde sie von Unibra S. A. (Belgien), Phoenix Beverages Ltd. (Mauritius) und Proparco SA in Frankreich. Zwei neue Biere hat die NBM bereits lanciert: SKOL und LIBERTALIA. Die Investitionen für die neue Brauerei sollen sich auf 17 Millionen Euro belaufen. 200 - 250 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Die Kapazität der Brauerei soll 300.000 Hektoliter betragen.